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Ich hänge an der Nadel. Das merkt man schnell, wenn man meine Bilder sieht. Selten verlasse ich das Haus ohne mein nächstes Bild, Garn und Nadel in der Tasche zu haben. Anders als viele andere Künstler, bin ich mit meinen Bildern nicht an ein Atelier gebunden. Ich kann arbeiten, wo auch immer ich will. In der Bahn, während der Mittagspause bei der Arbeit, im Wartezimmer, im Park. Für viele ein ungewöhnlicher Anblick. Da sitzt ein bärtiger Mann und stickt an einer Heidelandschaft.

Sticken habe ich vor vielen Jahren im Handarbeitsunterricht gelernt und lange nicht mehr darüber nachgedacht. Bis 2012 meiner damaligen Freundin ein Kreuzstichmotiv über den Weg lief, das ihr gefallen hat. „Kreuzstich? Das hab ich vor 15 Jahren gelernt. Das bekomme ich hin.“, sagte ich und kaufte Material ein. Kurze Zeit später war das erste Bild fertig und mein neues Hobby war geboren.

Zwei Jahre, und diverse Kreuzsticharbeiten, später, im Januar 2014, entdeckte ich auf einem Flohmarkt einen alten Gobelin. Eine klassische Schwarzwaldmühle, grob gestickt im Holzrahmen. Ein Blick und ich wusste, dass dem Bild etwas Entscheidendes fehlt. Wo ist der Todesstern am Horizont? Das Bild musste gerettet werden. Ich habe es also gekauft, mir passendes Garn besorgt und mit den Umbaumaßnahmen begonnen.

Als ich damit fertig war, wollte ich herausfinden, wie man das denn nennt, wenn man alte Stickbilder nimmt und neue Inhalte einarbeitet. Google war mir keine Hilfe. Nach stundenlanger Suche, musste ich einsehen, dass ich wohl der erste bin, der auf diese Idee gekommen ist. Was ich bei dieser Suche aber gefunden habe, ist das redirecting oder repurposing alter Gemälde. Damit sollte ich mich später auch noch beschäftigen. Bis heute ist mir kein treffender Name für meine Kunstform eingefallen.

Bei jedem Besuch auf dem Flohmarkt und Second-Hand-Läden, fielen mir plötzlich alte Gobelins und Gemälde in die Hände. Ich wollte diesen ungeliebten Bildern eine zweite Chance in modernen Wohnungen geben. Ein paar Monate später hingen ein Haufen meiner umgestickten Gobelins und umgemalten Bilder in der Galerie eines befreundeten Paares.

Philipp Eggersglüß

geboren am 21. Januar 1983 in Hannover
aufgewachsen in Hermannsburg als jüngstes von drei Kindern
wohnhaft in Hannover-Linden
seit 2014 freischaffender Künstler
„Culture Hacker“

FAQ

Seit wann machst du Kunst?
Ich war schon in meiner Kindheit immer kreativ. Habe immer etwas gezeichnet, gemalt, gebastelt. Wenn ich nichts mit meinen Händen arbeiten konnte, wurde mir schnell langweilig.
2009 habe ich angefangen unter dem Namen „Plattenbau Linden“ Schalen und andere dekorative Objekte aus Schallplatten herzustellen und zu verkaufen. Da meine Kunst immer mehr Zeit in Anspruch nimmt, habe ich damit 2016 aufgehört.
2012 habe ich Kreuzstich als Hobby entdeckt und seit 2014 widme ich mich den gehackten Gobelins und Gemälden.

Wie nennt man deine Kunst?
Bei meiner Kunst kommen viele Richtungen zusammen. Einen umfassenden Überbegriff habe ich nicht. Pop Art, Culture Hacking, Upcycling, Lowbrow, Geekart, Redirected Art… passt irgendwie alles.

Bist du mit Gobelins aufgewachsen?
Nein, solche Bilder hingen nie bei uns. Allgemein hingen bei uns nie viele Bilder. Mein Vater hat nicht viel für Kunst übrig, meine Mutter hat ein Herz für Rosina Wachtmeister und Wassily Kandinsky.

Warum baust du so viele Sachen aus Filmen und Computerspielen in deine Bilder ein?
Ich bin ein Dorfkind und als solches eher draußen groß geworden. Im Fernsehen gab es für mich die Sesamstraße und Disneyclub. Mein großer Bruder hatte einen C64 auf dem ich zwischendurch Giana Sisters spielen durfte und die Konsole meiner Kindheit war ein Atari 2600 und der klassische Gameboy. Kabelfernsehen gab es nur bei den Nachbarn, wenn deren Enkel in den Sommerferien zu Besuch war. Die Popkultur ist in meiner Kindheit fast vollständig an mir vorbei gegangen. Das alles änderte sich Mitte der 90er mit dem ersten eigenen Computer und dem Internet. Aus dem Wald- und Wiesenkind wurde ein Geek. Simpsons, Filme, Computerspiele haben mich voll erwischt. Mit selbstverdienten Geld habe ich mir dann eine Konsolensammlung zusammengesucht und konnte endlich die ganzen Spiele spielen, von denen man nur vor Jahren im Club Nintendo gelesen hat. Mit den Jahren wurde ich zum Vollblutgeek.
Gobelins bestehen aus recht groben Maschen. Damit wirken viele dieser Bilder wie der Hintergrund eines klassischen Adventures. Von Stickmaschen zu Pixeln ist es also kein weiter Weg. Somit passen Figuren aus Computerspielen außerordentlich gut in Gobelins.

Machst du die Bilder komplett selber?
Nein, ich verwende alte Gobelins, die schon vor Jahrzehnten hergestellt wurden. Die Bilder nehme ich aus ihren Rahmen, entferne an bestimmten Stellen die Fäden und sticke neue Fäden nach. Die Fäden werden dann fixiert und das Bild kommt wieder in seinen Originalrahmen.

Wie lange brauchst du für ein Bild?
Das kommt auf die Größe und Komplexität des jeweiligen Bildes an. Für manche Bilder brauche ich 12 Stunden, für andere 2 Monate.

Woher bekommst du dein Rohmaterial?
Die Bilder bekomme ich auf Flohmärkten, Second-Hand-Shops, von Freunden und aus Online-Auktionshäusern.

Wie kann ich ein Bild von dir kaufen?
Wenn ihr mich gerade nicht auf einer Ausstellung erwischt, dann schreibt mir einfach. Ich teile euch dann mit ob das gewünschte Bild noch verfügbar ist und wie teuer es ist. Da die Bilder sehr unterschiedliche Größen und Gewichte haben, habe ich mich aufgrund der Versandkosten gegen einen Online-Shop entschieden.

Was kosten deine Bilder?
Die meisten Bilder kosten zwischen 200 und 400 €.

Kann ich ein Bild in Auftrag geben?
Wenn ich den Auftrag spannend finde können wir gerne über Auftragsarbeiten sprechen. Voraussetzung ist aber, dass wir das richtige Rohbild zum Umarbeiten finden.